Wie viel Fair Play steckt im Fußball?

Bundesligistin Saskia Matheis berichtet über den nicht so kleinen Unterschied im Fußball

 

Die Profi-Fußballerin Saskia Matheis eröffnete als Patin den Sports-Fun-Team-Day (16.08.2018). Matheis spielt im 1. FFC Frankfurt in der ersten Bundesliga und kickte bereits für die Deutsche National-Elf der Frauen. Die Redaktion der Schulzeitung hat sie im August 2018 zum Gespräch getroffen.
Skeptische Blicke, dann lassen die Jungs sie in ihrem Team gönnerhaft mitspielen im Soccer-Court am Sports Fun Team Day der Weibelfeldschule – die Rede ist von Saska Matheis. Die Profisportlerin kennt diese Vorbehalte der männlichen Kicker nur zu gut, denn Fußball ist nach wie vor eine Männerdomäne. Einmal am Ball, zeigt sie ihre hervorragende Technik und beweist, dass viel Rennen nicht immer gleich besser ist. Sie bringt die Jungs gut ins Schwitzen – und zum Staunen.

Das Ziel im Blick

Saskia Matheis hat sich ganz nach oben gespielt! Mit vier Jahren bereits begann sie mit dem Fußballspielen, das bald zu ihrer liebsten Sportart und ihrem Lebensinhalt werden sollte. Dabei hat sie sich auch in anderen Disziplinen ausprobiert. Die junge Frau machte bereits Judo, kann turnen und liebt Wintersport – der Fußball jedoch sollte ihre Leidenschaft werden. Mit sieben Jahren wechselte sie zum FV 06 Sprendlingen und fiel prompt einem Talentförderer ins Auge. Matheis verbrachte den Sommer im Fußballcamp des FFC – nach dem ersten Tag wurde der Vater zum Gespräch gebeten. Das Talent seiner Tochter sei herausragend und fortan kickte Matheis sowohl weiterhin für die Jungs in Sprendlingen als auch für die Mädchen beim 1. FFC Frankfurt. Ab 2013 spielte Matheis dann nur noch in der für die Mädchen in der U17-Juniorinnen Bundesliga.

Frauenfußball – der kleine Unterschied…

In den vergangenen Jahren durchlief sie alle Juniorinnenteams der Nationalmannschaft. Als besonders hart empfindet Matheis den Sprung von der U20 direkt ins A-Team. Bei ihren männlichen Spielern gäbe es hier einen Zwischenschritt, der sie aufs A-Team noch besser vorbereite. „Als Frau musst du den Sprung von U20 direkt in die A-Mannschaft schaffen“, berichtet sie. Nicht nur hier gibt Nachholbedarf. Allein die Trainingsmöglichkeiten unterscheiden sich zu denen der männlichen Fußballprofis erheblich. Auf topmoderne technische Koordinationstrainer müssen die Frauen ebenso verzichten wie auf ein eigenes Stadion, denn selbst das müssen sie sich teilen mit Rot-Weiß-Frankfurt.

Wer kickt besser? Männer oder Frauen?

„Männer spielen einfach anders, die sind nicht nachtragend, wenn man auch mal auf dem Fuß von jemand anderem landet“, berichtet sie verschmitzt. Außerdem sei das Tempo ganz anders und der gesamte Spirit. Der Teamsport habe sie geprägt, erzählt sie. „Andere Jugendliche können sich mehr um sich selbst drehen, als Fußballerin musst du zurückstecken können und dich im Team einbringen“, meint sie.

Du willst alles? Gib alles!

Matheis verbringt sehr viel Zeit im Training, schon in jungen Jahren. Freundschaften außerhalb des Teams sind rar, manchmal fehlt ihr die verpasste Jugend, meint sie etwas wehmütig. Freie Tage, einmal mal chillen, so was kenne sie nicht aus ihrer Schulzeit. Verpasste Unterrichtszeit musste oft nachgeholt werden – ein Spagat, den sie gut geschafft hat. Das Abi machte sie an der RHS in Dreieich, ihre Leistungskurse waren Bio und Sport. Eine extrem harte Zeit, schließlich fielen viele Spiele und damit verbundene Reisen auch in die wichtigen Phasen der intensiven Vorbereitung aufs Abitur oder in die heiße Phase kurz vor den Prüfungen.

Lohn für harte Arbeit

Warum nahm und nimmt sie so viele Entbehrungen, so viel harte Arbeit auf sich für einen Sport, in dem es für Frauen noch immer an Anerkennung mangelt? Es sei einfach die Freude am Fußball, die Herausforderung, der gemeinsame Teamspirit, der sie vorantreibe. Nicht immer seien dabei alle im Team wirklich „11 FreundInnen“, es knarze auch mal hier und da. Doch auf dem Spielfeld verfolgten dann alle ein Ziel, kämpften miteinander, da sei kein Platz für Streitigkeiten, so Matheis. Außerdem lerne man viele Leute kennen, bereise viele fremde Orte.
Sie muss es lieben – fürs Geld allein kann man nicht mit so viel Hingabe bei der Sache sein. Sie könnte nicht mal annähernd von dem Gehalt leben – und das als Profifußballerin in der ersten Liga und Nationalmannschaftsspielerin! Dazu kommen rund 800,-, die sie allein für ihre Fußballschuhe pro Jahr investieren muss. Geld, das ihre männlichen Kollegen schon in jugendlichen Jahren Dank großen Sponsoren selten selber zahlen müssen.

Sie lebt ihren Traum – und was kommt danach?

Darum will die 21-Jährige jetzt studieren. Sport auf Lehramt. Neben ihrer Ausbildung (Kauffrau für Büromanagement), die sie direkt nach dem Abitur absolviert hat, soll ihr das eine solide Basis für die Zeit nach dem Profifußball sichern.
Und nebenbei Training, jeden Tag, oft vor und nochmal direkt nach der Arbeit – 20 Stunden die Woche. Matheis ist diszipliniert, anders ist ihr Tagespensum nicht zu schaffen. Und sie ist ehrgeizig. Nachdem sie durch Pfeiffersches Drüsenfieber nun wieder zurückgestellt worden ist, will sie sich ins A-Team Nationalmannschaft kämpfen.
Wir meinen: das ist nur eine Frage der Zeit…

Linda Hein

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