Verlegung von Stolpersteinen in der Innenstadt Dreieichs

Am 16. September 2025 wurden unter Federführung der Initiative Sprendlinger Stolpersteine in der Innenstadt Stolpersteine verlegt. Sie sollen ein Zeichen gegen des Vergessen und für die Wahrung des Gedenkens an alle Sprendlinger Opfer des Nationalsozialismus setzen. Die weiterführenden Schulen Dreieichs haben die Verlegung inhaltlich begleitet.
Für die Weibelfeldschule hat der LK Geschichte des Jahrgangs 13 die Verlegung am Haus in der Darmstädter Str. 6 (heute Nr. 2-4) mitgestaltet. Die Stolpersteine wurden verlegt für Johanna, Klara, Minna und Irmgard Strauss. Die Schülerinnen und Schüler gestalteten ein Bild, eine Stickerei – da Joanna Strauß Näherin war – und formulierten einen Brief an Irmgard Strauß:

Liebe Frau Strauss, wir, der Geschichtsleistungskurs der Weibelfeldschule, möchten Ihnen heute schreiben und Ihr Leben würdigen. Sie wurden am 27. Juni 1923 in Sprendlingen geboren und emigrierten am 2. März 1939 gemeinsam mit Ihrer Mutter Klara und Ihrer Schwester Minna nach London – ein mutiger Schritt, der sicherlich viele Herausforderungen mit sich brachte.

Wir stellen uns vor, wie schwierig es gewesen sein muss, Ihre Heimat in einer Zeit zu verlassen, in der Jüdinnen und Juden in Deutschland systematisch verfolgt wurden. Alles Vertraute zurückzulassen und in einer fremden Stadt neu anzufangen, erforderte große Entschlossenheit und Mut. Gerade dieser Schritt zeigt, wie stark Sie waren. Sie haben Ihren eigenen Weg gefunden und damit nicht nur Ihr Leben gestaltet, sondern auch ein Beispiel dafür gegeben, wie Menschen in schwierigen Zeiten Hoffnung, Mut und Lebenswillen bewahren können.

In London bauten Sie sich ein neues Leben auf. Sie heirateten Herrn Wojczuk, einen gebürtigen Polen, und gründeten mit ihm eine Familie. Trotz der schmerzhaften Erinnerungen und der Verluste, die Sie in Deutschland erlitten, schafften Sie es, in Ihrer neuen Heimat Wurzeln zu schlagen und ein erfülltes Leben zu führen.

Ihr Mann verstarb 1971, doch Sie blieben in London hielten Ihr Zuhause dort bis ins hohe Alter. Ihre Standhaftigkeit und Ihr Mut sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Menschen trotz schwerster Umstände Zukunft und Hoffnung gestalten können.

Ihre Geschichte erinnert uns daran, wie wertvoll Freiheit, Entschlossenheit und die Fähigkeit sind, das eigene Leben zu gestalten.

Sie zeigt, dass Menschen, die in schweren Zeiten ihren Mut nicht verlieren, Spuren hinterlassen, die auch andere inspirieren.

Zugleich gedenken wir Ihrer weiteren Familie: Ihrer Verwandten Johanna Strauss, die am 17. September 1942 nach Treblinka deportiert und dort ermordet wurde, und Jettchen Strauss, die ebenfalls in einem Konzentrationslager ermordet wurde. Auch ihre Schicksale mahnen uns, niemals zu vergessen.

Wir ehren Sie für Ihr Leben, Ihren Mut und Ihre Entscheidungen. Durch Sie wird Geschichte nicht nur zu einem Datum oder Ereignis – sie wird lebendig, menschlich und greifbar.

Mit Respekt und Anerkennung

Der Geschichtsleistungskurs der Weibelfeldschule


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Zeitzeugenvortrag „Vom eigenen Vater entführt“

Der Autor Thomas Raufeisen („Ich wurde in die DDR entführt. Von meinem Vater. Er war Spion.“) besuchte am vergangenen Montag die Weibelfeldschule und hielt eine persönliche Lesung in der Aula. Der Förderverein der Weibelfeldschule übernahm dankenswerterweise sämtliche Kosten, so dass alle Schülerinnen und Schüler der 13. Klasse kostenfrei an der Veranstaltung teilnehmen durften.

In eindrücklichen Worten schilderte der Autor, wie sein eigener Vater ihn, seinen Bruder und seine Mutter in einer Nacht- und Nebelaktion in die DDR entführte und wie der Autor schließlich infolge eines Fluchtversuchs im berüchtigtsten Stasi-Gefängnis der DDR landete. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich von der authentischen Erzählung tief beeindruckt und stellten viele Fragen. Einige Schülerinnen und Schüler erwarben im Anschluss ein vom Autor signiertes Exemplar seines Buchs.

Film-Workshop zu „Im Labyrinth des Schweigens“

Am 17. November war das Fritz-Bauer-Institut aus Frankfurt zu Besuch in der Weibelfeldschule. Die beiden Mitarbeiterinnen Josephine und Inga haben einen Film-Workshop mit den Geschichte-GKs von Frau Abendroth und Frau Stollberg und dem Geschichte-LK von Herrn Stephan durchgeführt.

Der Film beschreibt, wie der Frankfurter Staatsanwalt Fritz Bauer und sein Team in den frühen 60er-Jahren in der BRD endlich die über 8000 SS-Wachleute aus dem Vernichtungslager „Auschwitz“ (1941-1945) als Mörder und Mithelfer zur Rechenschaft ziehen wollen, in der deutschen Gesellschaft und Politik aber auf eine Mauer des Schweigens und Vertuschens stoßen. Ihrer heldenhaften Hartnäckigkeit haben wir es zu verdanken, dass der Holocaust und „Auschwitz“ heutzutage überhaupt bekannt sind.

Im Anschluss an den Film folgte eine angeregte Diskussion zwischen den Schülerinnen und Schülern zu den Themen Strafe, Schuld, Verantwortung, Befehl und Gehorsam, und freier Wille.

Geschichts-LK entwirft Karikaturen zu historischen Themen

Karikaturen sind ein einflussreiches Medium unserer Gegenwart zur Transportation politischer oder gesellschaftlicher Botschaften und Meinungen. Ihre Analyse und Interpretation wird daher im Geschichts- und PoWi-Unterricht ausführlich geübt.

Nachdem die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte von Herr Stephan aus der Q3 im Unterricht schon viele historische Karikaturen entschlüsselt haben, durften sie jetzt einmal – anstelle einer schriftlichen Klausur – selbst Karikaturen zu einem historischen Thema ihrer Wahl aus dem bisherigen LK-Unterricht erschaffen. Denn wie könnte man Karikaturen besser verstehen, als wenn man selbst einmal eine Karikatur entwirft?

Dabei sind einige beeindruckende Werke herausgekommen:

 

Hinweis des Webmasters: Die Darstellung des Hakenkreuzes in einigen der Karikaturen erfolgt gemäß § 86 StGB Absatz 4.